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Kirchenbrand in Vorra geübt |
28.04.2000 |
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Ein
nicht alltägliches Übungsobjekt hatte die Feuerwehr Vorra zur Verfügung.
Angenommen wurde ein Brand am Glockenantrieb im 36 Meter hohen Turm
der Marienkirche.
Die
Idee für diese doch etwas besondere Übung entstand durch Fachzeitungsberichte
über Kirchenbrände in Halle, München und Sachsen bei denen Kirchen meist
vollkommen zerstört wurden. Hinzu kommt, dass bei Bränden in Kirchen
weder der ideelle noch der historische Schaden wieder gut gemacht werden
kann. Kirchenbrände stellen besondere Gefahrenschwerpunkte dar: mehrgeschossige
Gebäude, hohe Brandlast, Decken und Wanddurchbrüche, Böden und Zwischenböden
aus Holz, brand- und explosionsfördernder Staub.
Die Kombination aller dieser Faktoren erschwert den Einsatzerfolg erheblich.
Die Marienkirche in Vorra - ein um 1200 n.Chr. erbautes Gebäude ist
vollständig von der Friedhofsmauer eingefasst. Die Kirche hat eine Grundfläche
von etwa 15 x 25 Metern. Der Einsatz einer Drehleiter beispielsweise
ist nahezu unmöglich. Direkt an den Turm angebaut ist das Kirchenschiff.
Brandabschnitte sind nicht - oder nur unzureichend vorhanden.Etwa 10
Meter vom Kirchturm entfernt steht das Pfarrhaus.
Die Löschwasserversorgung kann als gesichert betrachtet werden. Zum
einen die etwa 150 Meter entfernte Pegnitz zum anderen ein Unterflurhydrant
H 200 im unmittelbaren Eingangsbereich zum Friedhof. Die Alarmmeldung
"starke Rauchentwicklung im Kirchturm Vorra" verwunderte die Kameraden
der Feuerwehr Vorra doch ein wenig. Bereits beim Ausrücken vom Gerätehaus
war die starke Rauchentwicklung am Kirchturm weithin sichtbar. Das zuerst
ausrückende MZF mit dem Einsatzleiter wurde von einem Passanten auf
bereits verstummte Hilferufe aus dem Kirchturm hingewiesen.

Die
ersten 4 Atemschutzgeräteträger aus dem MZF begannen sofort mit der
Suche nach der vermissten Person. Der Rest der MZF Besatzung übernahm
die Absicherung der Einsatzstelle, sowie einen Aufbau vom nächsten Unterflurhydranten.
Die Besatzung des kurz danach eingetroffenen LF 8 wurde sofort zur Brandbekämpfung
eingeteilt. 4 Mann gingen unter schweren Atemschutz und mit einem C
- Rohr in Richtung Kirchturmspitze vor. Das Treppenhaus des Turmes war
bereits ab etwa 5 m Höhe stark verqualmt.
Der Suchtrupp konnte immer noch keine Erfolgsmeldung absetzten. Durch
die sich ausbreitenden Brandgase (Pyrolysegase), vor allem auch im Kirchenschiff,
stieg die Gefahr eines Flash overs bedenklich an. Hier wäre im Erstfall
die Ventilation eine der wichtigsten Maßnahmen gewesen. Allerdings ist
das in einer Kirche nicht nur bei einer Übung ein schwieriges Unterfangen.
(Schutzkleidung !?!) Bei der Verlegung der C - Schläuche im Treppenhaus
haben sich Schlauchtragekörbe bewährt. Jedoch leisten ein paar gerollte
Schläuche in einem so unübersichtlichen Objekt gute Dienste.
Selbst
der beste Druck auf einer Hydrantenleitung ist in einer Einsatzhöhe
von 23 Metern nicht zu Überschätzen. Die 8 Atemschutzgeräteträger wurden
bis an die Grenze der Leistungsfähigkeit gefordert. Der Weg zum eigentlichen
"Brandherd" führte über 78 Stufen und ein aufrechtes Gehen ist nahezu
unmöglich.

Hier der Appell an alle Atemschutzgeräteträger: Je besser die körperliche
Leistungsfähigkeit ist, desto besser läuft der Einsatz. Die Atmeschutzüberwachung
mittels Atemschutzüberwachungstafel ist wohl ein Schritt in die richtige
Richtung - jedoch keinesfalls befriedigend. Die Verständigung mit Handsprechfunkgeräten
ist beim Einsatz von nur einer Feuerwehr kein Problem. Allerdings wäre
dieser Einsatz im Ernstfall bestimmt tauglich für die Alarmstufe 3 mit
insgesamt 7 Feuerwehren. Dann wäre die Verständigung sicher schwieriger.
Aber das Problem ist ja bekannt ... Die sehr oft angesprochene Kennzeichnung
von Führungskräften wird weiterhin ein Problem bleiben.
Die FF Vorra praktiziert zwar die Möglichkeit der veränderlichen Helmkennzeichnungen
ist jedoch keinesfalls glücklich damit. Vorschläge bitte ins KFV Forum
!!!
Fazit:
Eine überaus interessante und wichtige Übung in einer ungewohnten Umgebung.
Gott zur Ehr - dem nächsten zur Wehr
Einen
Bericht mit mehr Bildern gibt es auf der Homepage der der Feuerwehr
Vorra.
http://home.vr-web.de/ffw.vorra
Dort
bekommt man, bei Interesse, auch weitere Infos zu dieser Übung.
Eingesetzte
Kräfte und Mittel:
1 MZF,
1 LF8 II, 8 PA, 2 C - Rohre, 1 B - Rohr, 2 Schaum Löscher,
32 hochmotivierte Feuermänner und Frauen
Bericht:
Jörg Häusler und
Herbert Leimberger
Fotos: Andrea Leiber und Herbert Leimberger |